
Er lernte Landwirt, arbeitete bei der Bank, verkaufte Holz für Fahrzeugaufbauten – und wurde später freier Journalist mit Fokus auf Landwirtschaft, Politik und erneuerbare Energien. Heute ist er Vizepräsident von Biofuels Schweiz, dem offiziellen Verband der Schweizer Biotreibstoffindustrie.
Ulrich Frei’s Laufbahn wirkt auf den ersten Blick vielfältig und ungewöhnlich, offenbart jedoch bei näherem Hinsehen eine klare Linie: Naturverbundenheit, Haltung, Gestaltungswille – und ein durchgehendes Gespür für Themen, die bewegen. «Ich habe mir nie bewusst einen Karriereplan gemacht», sagt er, bevor er seine Anfänge schildert: Nach dem Progymnasium Typus B mit Latein wählte Ulrich Frei die Berufslehre zum Landwirt. Ein Studium an der ETH als Agraringenieur war angedacht, doch nach der Matura Typus E kam es anders – er landete auf einer Bank. Es folgten Aus- und Weiterbildungen zum Bankfachmann, ein Fachausweis in Marketing, eine Station als Verkaufsleiter in der Holzindustrie. Aus dieser Zeit stammt das grosse Netzwerk, von dem seine heutige Arbeit noch immer profitiert.
2005 war ein Wendepunkt: Der Ausstieg aus der klassischen Linienkarriere führte in die Selbstständigkeit – und damit zu mehr Gestaltungsfreiheit. Als freier Journalist und PR-Berater begann er, sich auf Themen rund um Landwirtschaft, Energie und Politik zu konzentrieren. Ein Mandat nach dem anderen brachte ihn näher an die Welt der erneuerbaren Treibstoffe. 2007 dann die Gründung von Biofuels Schweiz – ein logischer Schritt. Die politische Debatte über die steuerliche Anrechenbarkeit von Biotreibstoffen war auf dem Höhepunkt. «Wir wussten damals: Wenn wir eine Stimme haben wollen, die gehört wird, dann brauchen wir eine gemeinsame Plattform.» Die Frühlingssession 2007 im Parlament brachte den Durchbruch, 2008 wurde die steuerliche Begünstigung Realität. Seither hat sich der Verband zu einer gewichtigen Stimme entwickelt – nicht nur gegenüber der Politik, sondern auch gegenüber Marktakteuren und der Gesellschaft.
Trotz Erfolgen bleibt die Arbeit herausfordernd. Der politische Wille sei vorhanden, aber begrenzt. «Man muss etwas tun – aber die Begeisterung hält sich in Grenzen.» Der Spagat zwischen idealistischem Anspruch und wirtschaftlicher Machbarkeit sei geblieben. Es reicht nicht, dass Biotreibstoffe ökologisch sinnvoll oder politisch gewünscht sind – sie müssen auch für Produzenten, Importeure, Tankstellen- oder Flottenbetreiber finanziell attraktiv sein. Entscheidend sei, dass es sich rechnet.
«Der Markt soll entscheiden, welche Treibstoffalternative sich durchsetzt – aber mit gleich langen Spiessen.»
Ulrich Frei
Was Ulrich Frei zunehmend umtreibt, ist die ungleiche Behandlung erneuerbarer Antriebsformen. «Man misst nicht mit gleichen Ellen. Die ganze Vorgeschichte der Entstehungsgeschichte von elektrischem Strom und Batterien wird oft ausgeblendet.» Während Elektromobilität politisch stark gefördert wird, fristen Biotreibstoffe oft ein Nischendasein – trotz nachweislicher CO₂-Einsparung. Es gehe nicht um Entweder-oder, sondern um faire Rahmenbedingungen. Dafür engagiert sich Ulrich Frei genau dort, wo Praxis, Politik und Haltung aufeinandertreffen – nicht getrieben von Trends, sondern getragen von Überzeugung und dem Willen, aktiv mitzugestalten. Mehr über seinen Weg und seine Haltung lesen Sie in unserem Interview des Monats.
Herr Frei, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Nach der Matura hätte ich eigentlich Agraringenieur werden wollen – aber das Leben führte mich zuerst zur Bank, dann in die Industrie. 2005 wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit als Journalist und PR-Berater. Ab da ging’s inhaltlich klar in Richtung Landwirtschaft, Energie und erneuerbare Treibstoffe – Themen, die mich bis heute begleiten. Mein Netzwerk aus früheren Stationen hat mir dabei oft die Türen geöffnet.
Auch nach Jahrzehnten im Beruf denke ich manchmal an frühere Entscheidungen zurück. Ich hätte die Selbstständigkeit wohl früher wagen können – aber ich bereue nichts.»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Mit einem ausgiebigen Frühstück – ohne Energie läuft nichts.»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolg stellt sich dann ein, wenn die Arbeit Freude bereitet und sich Zufriedenheit einstellt. Erfolg bedeutet für mich aber auch, mit Rückschlägen umzugehen. Es braucht ein gesundes Verhältnis von Erfolg und Misserfolg – wer nur auf Erfolg aus ist, wird langfristig nicht glücklich.
Ich halte übrigens wenig von der sogenannten Work-Life-Balance. Sie suggeriert eine Trennung, die es für mich nie gab. Ich habe immer gelebt während der Arbeit – nicht daneben.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Im Sommer auf einer Alp – wobei es dann auch gut und gern ein paar Wochen sein dürfen.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Der beste berufliche Rat kam von einem früheren Chef – der war auch so etwas wie ein Mentor für mich. Er hat mir das ‚Schubladendenken‘ beigebracht. Also: sich voll und ganz auf ein Thema konzentrieren, es sauber abschliessen – und dann erst die nächste Schublade aufmachen.
Das hat mir enorm geholfen, vor allem in der Arbeit mit komplexen Themen, wo alles gleichzeitig passiert. So bleibe ich fokussiert – und verliere nicht den Überblick.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Frei für sein Mitwirken an diesem Beitrag.
Batterman Consulting Basel AG
Executive Search,
Byfangweg 1a, CH-4051 Basel
T +41 58 680 55 55
basel@batterman.ch