KI – eine kompetente Führungskraft?

Wenn man an die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Berufswelt denkt, so kommen einem viele Branchen in den Sinn, die sich durch diese modernen Tools bedroht fühlen könnten. Zwar machen sie nicht zwangsläufig ganze Berufsgruppen obsolet, aber ersetzen bereits jetzt vielfältigste, bis dato vom Menschen durchgeführte, Aufgaben. Aber ist dies auch für Führungsaufgaben der Fall? Ist auch hier die künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch?

Auf den ersten Blick, ja. Denn schon jetzt bietet der Einsatz von KI im Bereich der Finanzen enorme Vorteile, da sie komplizierte und zeitaufwendige Datensätze effizient auswerten kann. Doch was man aus den gewonnenen Ergebnissen macht, das bleibt weiterhin Aufgabe des Menschen. Denn um logische Schlüsse zu ziehen und Ergebnisse auszuwerten, dafür benötigt es Erfahrung. Und hier ist der Mensch (noch) unersetzlich. Und auch im Bereich des HR sind die Vorteile offensichtlich: Maschinen lesen Begleitschreiben und Lebensläufe schneller, zudem sind sie nicht voreingenommen und lassen sich von persönlichen Angaben nicht ablenken. Um jedoch eine Entscheidung zugunsten künftiger ArbeitnehmerInnen treffen zu können, dazu braucht es doch etwas mehr – und zwar Sympathie und Intuition, also menschliche Fähigkeiten.

Ein weiterer Bereich, bei dem die künstliche Intelligenz helfen kann, ist die Korrespondenz. Vor allem was die Vor- und Aufbereitung sowie die anschliessende Analyse von Kundendaten angeht. Übernehmen muss die Kommunikation aber doch die Führungskraft selbst, denn nur durch sie können zwischenmenschliche Beziehungen, Vertrauen und Wertschätzung aufgebaut werden. Keine Maschine dieser Welt ersetzt ein Vieraugengespräch, in welchem der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt wird.

Wie KI in Zukunft eingesetzt werden wird, das bleibt abzuwarten. Für uns Europäer gilt es, einen differenzierten, gemässigten Umgang damit zu finden und sich nicht an China oder den USA zu orientieren. Denn unser Leitsatz sollte es sein, dass nicht der Mensch der Technologie dienen muss, sondern die Technologie dem Menschen. Dem trägt auch das Stichwort Corporate Digital Responsibility Rechnung, bei dem es darum geht, neue Technologien zu nutzen, ohne die eigenen Werte zu missachten. Und an genau dieser Stelle kommt der menschlichen Führungskraft die zentrale Rolle zu.

Einen Grund zur Furcht vor KI gibt es derzeit jedenfalls nicht. Denn wie es schon bei der Einführung der Computer war: es gibt keinen Weg zurück, sondern nur einen in Richtung sinnvoller, «humaner» Nutzung.