5 Fragen an Adrian Keller, CEO von Herzog & de Meuron

Adrian Keller, CEO von Herzog & de Meuron

Architektur entsteht nicht allein aus Ideen. Sie braucht auch ein stabiles Fundament, welches Exzellenz möglich macht.

Als Jurist, der sich schon im Studium für Raumplanung begeisterte, als CFO im ingenieurgetriebenen Umfeld, als Führungskraft im Güterverkehr – Adrian Kellers berufliche Laufbahn folgt keinem Karriereschachbrett, sondern einer inneren Logik: Räume, Mobilität, Systeme. Dass er seit 2017 CEO eines der international einflussreichsten Architekturbüros ist, sieht er selbst weniger als Ziel als vielmehr die Konsequenz einer Haltung. Er habe Gelegenheiten erkannt, losgelassen, wenn es Zeit war, und Neues angepackt – getragen von der Neugier, was jenseits des Vertrauten liegt.

Bei Herzog & de Meuron ist Wandel spürbar: Der Generationenwechsel ist mit der Nachfolgeregelung eingeleitet. Der Übergang erfolgt mit äusserster Sorgfalt. Die Gründer bleiben im Gestaltungs- und Entwicklungsprozess der Projekte unverändert präsent – während Adrian Keller als CEO organisiert, was es dafür im Hintergrund braucht: eine Organisation, die trägt, Prozesse, die entlasten, und eine Kultur, die verbindet.

Was ihn reize, sei die Möglichkeit, eine ikonische Marke in eine neue Phase zu begleiten – und dies mit einem Team, das die DNA des Büros bereits lange mitträgt. «Der Übergang ist fliessend», sagt er, «und gerade darin liegt seine Kraft.» Den Wechsel sieht er als einen Prozess des Weiterbauens – an einem vergleichweise jungen Unternehmen, das derzeit rund 600 Mitarbeitende beschäftigt. Das Faszinierende an der Architektur ist, dass sie private und öffentliche Interessen orchestriert, sowohl funktional wie auch ästhetisch ist. Architektur prägt Räume und ist gleichzeitig eine Dienstleistung.

«Trotz der Strahlkraft des Unternehmens ist der Alltag geprägt von denselben Herausforderungen, die jede Organisation kennt. Die muss man meistern, um auf diesem Niveau bestehen zu können.»

Adrian Keller, CEO Herzog & de Meuron

Führung bedeutet für Adrian Keller nicht, einen Stil durchzusetzen, sondern Resonanzräume zu schaffen. «Der Führungsstil richtet sich nach der Situation, in welcher sich ein Unternehmen und seine Mitarbeitenden befinden: Krisen erfordern eine andere Herangehensweise als Wachstum.» In einem Umfeld voller Individualität und kluger Köpfe, voller Entwerfender und Denkender, führt er mit Argumenten – nicht mit Position. Der Schlüssel dazu liegt für ihn darin, andere mitzunehmen: durch Überzeugungsarbeit, klare Haltung und mit der Bereitschaft, sich selbst weiterzuentwickeln. Oder wie er es nennt: «auf eine gemeinsame Reise zu gehen mit klugen Menschen».

Dass diese Reise auch organisationale Arbeit braucht, verkennt er nicht. Im Gegenteil: Aktuell rücken Themen wie berufliche Vorsorge, ESG oder „Speak-Up“-Kultur ins Zentrum. Was nach Management klingt, ist bei Adrian Keller Ausdruck eines tiefen Verständnisses für zeitgemässe Unternehmensführung. Was bleibt, ist der Gedanke: Man muss kein Architekt sein, um Räume zu gestalten. Adrian Keller sorgt dafür, dass Architektur entstehen kann – Tag für Tag, meist im Hintergrund. Im Interview spricht der Geschäftsführer über seine Herkunft, über Neugier als Antrieb und über Vertrauen als Führungsdevise.

Herr Keller, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?

«Als Kind wollte ich Tierarzt werden, später konnte ich mir gut vorstellen, Lehrer zu werden. Mein Vater war Rektor eines Gymnasiums, meine Mutter in der Erwachsenenbildung. Sie haben mir keine Richtung vorgegeben, aber viele Möglichkeiten aufgezeigt. Was sie mir mitgegeben haben, war Neugier, ein klares Set an Werten – und den Mut, immer wieder Neues anzupacken. Ich denke oft: Man muss verstehen, woher man kommt, um zu verstehen, wo man aktuell steht. Dieses Bewusstsein für Herkunft und Haltung hat mich durch alle beruflichen Stationen begleitet.»

Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Der Tag beginnt für mich am liebsten mit einem Espresso, einem leichten Frühstück – und dem Blick nach vorn: auf das, was ansteht. Ein guter Tag entsteht für mich oft schon am Morgen, wenn ich mir bewusst vornehme, bestimmte Dinge anzupacken. Die Agenda ist oft sehr voll, aber wenn ich spüre, dass ich Entscheidungen treffen oder etwas abschliessen kann oder ein neues, oftmals anspruchsvolles Dossier auf den Tisch kommt – dann ist das ein gutes Gefühl. Solche Fortschritte geben mir Energie.»

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolg hat für mich viele Gesichter. Es geht um die Erledigung kleiner Dinge und das Anpacken der grossen Brocken. Erfolg kann ein Dossier sein, das endlich abgeschlossen ist oder das erfolgreiche Bezwingen eines Bergs mit dem Rennrad. Manchmal ist es auch eine Jahresrechnung, die an der Generalversammlung abgenommen wird.

Ich freue mich, wenn andere eine starke Leistung bringen – und sage das auch gern. Und ich gestehe mir selbst durchaus mal ein, wenn mir etwas gut gelungen ist. Erfolg ist für mich weniger ein Zustand als ein Moment, in dem man spürt: Es war richtig, sich angestrengt zu haben.»

Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Für ‘World Bicycle Relief’– eine Organisation, die Kindern Fahrräder zur Verfügung stellt, damit sie zur Schule gelangen können. Ich finde das eine grossartige, sehr konkrete Initiative. Und ehrlich gesagt: Ich könnte mir gut vorstellen, nicht nur eine Woche, sondern ein Jahr lang mitzuhelfen – Fahrräder bereitzustellen, zu warten und zu reparieren. Das wäre eine sinnvolle Arbeit, ganz nah dran an dem, was zählt.»

Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Umgib dich mit starken, vertrauensvollen, auch kritischen Menschen – und freue dich, wenn sie sich weiterentwickeln. Das ist einer der Sätze, die mir geblieben sind. Ein anderer: Verlass immer wieder mal deine Komfortzone.

Ich bin jemand, der gerne stabil an einem Ort ist. Aber ich habe gelernt, Chancen zu erkennen – und sie zu nutzen, auch wenn nicht alles planbar ist. Aus diesen Erfahrungen ziehe ich das Vertrauen, dass Dinge gelingen können, selbst wenn nicht alle Parameter klar oder Unsicherheiten vorhanden sind. Und vielleicht ist genau das etwas, was ich auch weitergeben möchte – besonders an junge Führungskräfte: Den Mut, Neues anzugehen, ohne alles im Voraus wissen zu müssen.»

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Keller für sein Mitwirken an diesem Beitrag.

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